Das Deutsche Stuhlmuseum (www.stuhlmuseum.de) befindet sich in den Betriebsgebäuden der ehemaligen Stuhlfabrik Wente & Söhne in Eimbeckhausen. In dem dreistöckigen, pro Etage 800 qm großen Industriegebäude aus den 50er Jahren befinden sich neben der Sammlung von über 1.500 Stühlen wechselnde Ausstellungen, Cafe und die Werkstätten. Das Gebäude wurde im Jahr 2003 vom Verein Deutsches Stuhlmuseum Eimbeckhausen eV übernommen. Neben der großzügigen Ausstellungsfläche und dem Museumscafé im Erdgeschoss bietet das Haus in den Obergeschossen Platz für mehrere Werkstätten und ein Archiv. Ein Ausbau und Erweiterung der Stuhl- und Werkzeugausstellung mit historischen Holzbearbeitungsmaschinen und Sägen ist geplant.
Im südwestlich von Hannover gelegenen Deister-Süntel-Tal finden Sie im Ortsteil in Eimbeckhausen die Anfänge der Deister-Stuhlindustrie. Ab 1820 bis in die 1970er Jahre hinein war der Stuhlbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in dieser Region, in der Blütezeit nach dem 2. Weltkrieg fanden weit über 10.000 Menschen Arbeit und Brot in diesem Berufsfeld. 1930 wurden allein im Ort Eimbeckhausen über 350 verschiedene Stuhlmodelle gefertigt und im Jahre 1937 wurden rund 400.000 Stühle produziert. Kurz nach 1950 war das Deister-Süntel-Tal die größte Stuhlerzeugungsstätte Deutschlands mit 22.000 Stühlen am Tag das entspricht ca. 4.4 Mill. Stühlen jährlich.
Im Deutschen Stuhlmuseum in Niedersachsen dreht sich alles um das Thema Holzstuhl und es wird die Geschichte des Stuhlbaus im Deister-Süntel-Tal und die Industrialisierung erzählt. Die Sammlung des Museums umfasst über 1500 Stühle aus verschiedensten Stilepochen. Viele der Exponate wurden in den museumseigenen Werkstätten aufgearbeitet. So wird nicht nur eine beeindruckende Stuhlvielfalt präsentiert, sondern es werden auch die handwerkliche Fähigkeiten und Kompetenzen lebendig. Wechselnde Sonderaustellungen zum Thema Stuhl, Kunst und Kultur ergänzen die Sammlung. Die Dauerausstellung und das Cafe sind barrierefrei zugänglich. In Workshops und Seminaren können Sie frühere Stuhlbautechniken, Flechten und Polstern kennen lernen.
Das Deutsche Stuhlmuseum ist in der ehemaligen Stilmöbelfabrik W.Wente & Söhne untergebracht.
Bevor der Tischlermeister Wilhelm Wente mit der Eigenproduktion von Stühlen begann, betrieb er Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Geräte und Fuhrwerke in der Ortschaft Waltershausen bei Eimbeckhausen.
Sein Sohn selben Namens erlernte im väterlichen Betrieb den Beruf des Stuhltischlers und bestand die Prüfung als Tischlergeselle. Während der obligatorischen Walz erwarb er viele spezifische Fähigkeiten. Seine Kenntnisse erweiterte er besonders auf dem Gebiet des Möbelbaus. Mit der besonders guten Qualität und Formgebung seiner Stilmöbel, mit deren Herstellung er um 1910 begann, erarbeitete er sich einen hervorragenden Ruf in der Branche.
Auch nach dem Ersten Weltkrieg ging es voran und zielstrebig setzte man weiterhin auf Qualität und Expansion. Um ein Kesselhaus zur Energieversorgung, eine Lokomobile mit Generator und ein Sägewerk wurde die Produktionsstätte erweitert. Selbstbewusst bezeichneten die Inhaber ihr Unternehmen als „Spezialfabrik feinster zeitgemäßer Sitzmöbel“. In den 1930er Jahren schnellten die Beschäftigenzahlen bis auf 91 Mitarbeiter in die Höhe und gingen während des Zweiten Weltkrieges drastisch zurück. Mit Staatsaufträgen und der Produktion von hölzernen Luftschutzliegen hielt man sich über Wasser.
Nach dem Krieg herrschte Rohstoffmangel, obwohl das Holz vor dem „Haus“ wuchs. Dennoch arbeiteten bald wieder über 100 Mitarbeiter im Betrieb. Bereits 1953 präsentierte das Unternehmen seine neueste Kollektion auf der ersten Kölner Möbelmesse. Von der Sitzmöbelherstellung ging man zur Mischfabrikation von Möbeln und Gebrauchsgütern unter Ausnutzung holzfremder Werkstoffe über. Infolge des sogenannten Wirtschaftswunders expandierte und investierten die Firmeninhaber und schlossen sich dem „Arbeitskreis Deutsche Stilmöbel“ an. Trotz aller Anpassung an die moderne Zeit in den 1970er und 1980er Jahren reichte die stilistische Spannbreite der Möbel von Renaissance bis Art Deko. 1972 erhielt die Firma eine Goldmedaille für gute Stilform. Aber schon bald eroberten ausländische Billiganbieter den Markt und die Nachfolgegeneration musste zweimal kurz hintereinander Konkursverfahren (1993 und 1999) eröffnen, wobei das letzte Verfahren auch das endgültige „Aus“ bedeutete.