Der 1987 vom Bildhauer Bernd Maro geschaffene Söltjerbrunnen in der Marktstraße zeigt zwei Salzarbeiter vor der Siedepfanne. Einer kratzt das gerade auskristallisierte Salz zusammen, um es zu trocknen. Die zweite Figur symbolisiert einen Salzträger, der das verkaufsfertige Salz in seiner Kiepe zu den Kunden trägt. Wegen der starken Hitze vor der Siedepfanne und des Salzstaubes, der die Haut angreift, waren die Salzarbeiter in derbe Kutten mit Kapuzen eingehüllt. Die erste urkundliche Erwähnung der Salzgewinnung in Bad Münder stammt bereits aus dem Jahr 1033. Zunächst begann die Salzgewinnung durch einfaches Sieden des salzhaltigen Quellwassers in Keramik- oder Bleipfannen. Ab 1820 wurde auch in Bad Münder das Gradier-Verfahren genutzt. (siehe Objekt Gradierwerk). Viele Bauwerke bezeugen die „salzhaltige“ Geschichte. Zu diesen Gebäuden und Plätzen führen auch die Stadtführungen des „Söltjers“, zu denen man sich bei der Tourist-Information (Tel. 05042/929804) anmelden kann.
Von der Stadtverwaltung wurden die Salzträger in der sozialen Rangfolge den Hausierern gleichgestellt. Sie galten als arbeitsscheue Trinker und Betrüger, die ihre Familien vernachlässigten.
Der Magistrat urteilte über die Salzträger Mitte des 19. Jahrhunderts sinngemäß:
Dieses Hausieren verdirbt den Menschen sehr. Der konfirmierte Knabe schafft sich eine Kiepe an und hausiert mit dem Salz. Bei gutem Verdienst „pachtet er sich einen Esel“ und schließlich Pferd und Wagen. Nicht selten ist der Hausierhandel ein Familienunternehmen. „Es ist aus Erfahrung begründet, dass wer einmal einen solchen Hausierhandel betrieben hat, zur Arbeit nicht mehr taugt. Der Hausierer gewöhnt sich an eine herumtreibende Lebensweise und an das Wirtshausleben. Kann er der Witterung wegen oder wegen sonstiger Umstände nicht Hausieren, so ist er Stammgast in den Wirtshäusern. Er versucht durch Maß, Gewicht oder durch schlechte Ware zu betrügen. Die häusliche Kinderzucht wird vernachlässigt. Auch der Schmuggelhandel mit Salz namentlich in das benachbarte hessische, demoralisiert.
Über den Umgang mit Geld wird gesagt: „Es heißt auch hier, leicht gewonnen, leicht zerronnen.“
Die Zahl der einheimischen Hausierer, welche zur Steuer veranlagt waren, belief sich auf 56. An dem Geschäft beteiligten sich auch Frauen, vor allem Ehefrauen – schätzungsweise 10 bis 15. Ebenso viele „10 oder mehrere“ übten diesen Beruf ohne Gewerbeschein aus und „schlauchten sich durch“.
Nur 15 Personen besitzen „meist nur mit einem Pferd bespannten Wagen“.
Die Übrigen tragen das Salz oder die Töpfe auf dem Rücken von Haus zu Haus. Diese vertreiben ihre Ware in der näheren Umgebung und bleiben höchstens einen Tag außerhalb. Die Fuhrleute hingegen transportierten das Salz direkt nach Hoya, Diepholz, Bückeburg , Friesland und Hannover. Auch verfrachtete man die Ware nach Hameln. Von dort stromaufwärts nach Bodenfelde und nach Hannoversch Münden aber auch stromabwärts.
Nach Meinung der Stadtvorderen konnte man hinsichtlich der Salzträger (Hausierer) keine Besserung erwarten. Im Gegenteil – sie befürchteten sogar schlimmere Zustände, weil deren Zahl stetig wuchs.