Der 58 Meter hohe Kirchturm der evangelischen Petri-Pauli-Kirche ist ein markantes Wahrzeichen der Stadt Bad Münder und zugleich ist es der älteste erhaltene Teil der Kirche. Die barocke Turmspitze stammt aus dem Jahr 1751 und sie wurde von 2005 bis 2009 umfangreich renoviert. Spektakulär waren die Abnahme (2005) und der Aufsatz (2008) des Turmhelms mit Hilfe eines Großkranes. Aktuell führt ein Türmer auf den Turm, von wo aus man eine herrliche Aussicht über die Stadt genießen kann:
Buchungen für Turmbesichtigungen über: Tourist-Information (Tel. 05042/929804).
Namensgeber der heutigen Kirche ist vermutlich eine dem Petrus geweihte Kirche aus dem frühen Mittelalter, die wohl an gleicher Stelle gestanden haben soll. Diese wurde 1440 durch einen spätgotischen Kreuzkirchenbau (2.Neubau) mit einem massiven Wehr- und Glockenturm ersetzt. Während der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 kam es zur Zerstörung und 1528 zum (dritten) Neubau. Mit der Einführung der Reformation 1543 wurde der evangelische Gottesdienstbrauch üblich. Im 30 jährigen Krieg wurde die Kirche erneut zerstört und wiederaufgebaut (vierter Neubau). Das heute sichtbare Kirchenschiff stammt aus dem Jahr 1839/40. Die Vorgängerkirche (vierter Neubau) wurde aufgrund ihrer schlechten Bausubstanz durch den heute bestehenden klassizistischen Neubau ersetzt. Aus Platzgründen wurde das neue Kirchenschiff in der ungewöhnlichen Nord-Süd-Ausrichtung erstellt.
Die Bausubstanz des unteren Teils des Kirchturms geht auf den 3. Neubau von 1528 zurück und hat seine eigene Vita. Mit einer Kantenlänge von 9,60 x 9,80 Metern und einer Höhe von 25 Meter wurde die Kirche mit einem massiven Wehr- und Glockenturm ausgestattet. Dafür brauchte man ungefähr 1.350 m³ Baumaterial insbesondere Bruchstein, Sand und gebrannten Kalk. Das entsprach annähernd 1/5 dessen, was für die gesamte Stadtmauer mit einer Länge von 1030 Meter benötigt wurde. (siehe Objekt Steinhof)
Weitere Sehenswürigkeiten sind:
Der Altarbereich und Decke (1939)
Die Altarwand erhielt dem Zeitgeschmack entsprechend eine runde Apsis, die Altarkanzel und der Altar wurden neu gestaltet. 1964 bekam die Kirche einen schlichten Innenanstrich. Bei einer Instandsetzung in den 1990er Jahren stellte man den architektonischen Zustand von 1939 weitestgehend wieder her. Die Tonnendecke der Kirche musste anhand von Fotos vollständig rekonstruiert werden. Um die Höhe zu reduzieren, nahm man eine aufwendige Gliederung vor und so wurde der Blick zielgerichtet auf das Altargemälde gelenkt.
Kreuzigungsrelief und Grabplatten
Im Eingangsbereich befindet sich ein Kreuzigungsrelief aus dem 15. Jahrhundert. Und im Seitenschiff steht ein Kruzifix, aus dessen Kreuzesstamm die vier Paradiesströme entspringen. Zahlreiche Grabplatten aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind an den Wänden der Kapelle im Turm angebracht.
Kirchenschiff
Im der Mitte der Kirche steht der Taufstein von 1571.
Glocke
Während des Ersten Weltkrieges wurden dringend Rohstoffe für die Rüstungsindustrie benötigt und die große Glocke von 1713 wurde eingeschmolzen. Fortan schlug nur noch eine kleine, 1901 gegossene Glocke, die Stunden. Durch finanzielles Engagement zweier nach Amerika ausgewanderter Münderaner konnten 1928 zwei neue Glocken angeschafft werden, die dann im Zweiten Weltkrieg wieder der Rüstungsproduktion zum Opfer fielen. 1949 erhielt die Kirchengemeinde die zwei neuen Glocken, die heute noch schlagen.
Orgel
Die 1989 eingebaute Rohlf-Orgel findet seither weit über die Region hinaus Anerkennung und die Orgelkonzerte ziehen Besucher nach Bad Münder.
Hörbeispiele:
Johann Sebastian Bach, Ausschnitt aus Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 (Organist: Reinhold Morath)