Im Torbalken des Gebäudes ist die Inschrift verewigt: HANS KOLMAN und ANNA SCHOMAHKER ANNO 1647. Das älteste Haus in Bad Münder wird trotz mehrmaligen Besitzerwechsels noch immer als Kolmansches Haus bezeichnet. Es war vermutlich der erste Neubau kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Eine starke Zunahme der Bautätigkeit setzte erst in den Jahren zwischen 1726 und 1750 ein und dann wieder von 1801 bis 1825. Eine Stagnation ist von 1751 bis 1800 festzustellen. Diese ging mit politischen und wirtschaftlichen Krisen sowie mit abnehmenden Einwohnerzahlen einher. Auch die Baustruktur des Hauses Kellerstraße 2 veränderte sich kaum. Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und in den 1980er Jahren wurden bauliche Veränderungen vorgenommen. Die letzte umfassende Rekonstruktion verschlang fast 500.000 Euro. Heute beherbergt das Haus eine Gaststätte.
Bei der Umbauplanung und Sanierung sollte die alte Bausubstanz mit besonderem Respekt behandelt werden. Vor dem Ausbau oder Abbruch eines Bauteils muss genau überlegt werden, ob dies für die spätere Nutzung zwingend notwendig ist. Das trifft besonders auf die Bestandteile der Fachwerkkonstruktion zu. Jedes Holz hat seine Aufgabe. Wird es ausgebaut, müssen die Auswirkungen auf das Tragwerk genau berechnet werden, um Schäden an der Konstruktion zu vermeiden. Sollten Bauteile dem Umbau weichen, ist es immer eine charmante Idee, sie an anderer Stelle wiedereinzusetzen. Alle ursprünglichen Baustoffe eines Fachwerkbaus können recycelt werden.
Städtische Ackerbürgerhäuser wie die Kellerstraße 2 entwickelten sich aus den niedersächsischen Hallenhäuser, in denen Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Prägende stilistische Elemente waren die Einfahrtstore. Nach und nach wurden Wohnräume vom Arbeits- und Landwirtschaftsbereich separiert. So auch beim Kolmansche Haus. Die Diele blieb der Mittelpunkt des Gebäudes und deren Höhe reichte bis zum Dachboden. Im Untergeschoss befanden sich auf der einen Seite Ställe für Schweine und Kuh. Gegenüber lagen Stube, Küche und Vorratskammern. Über Treppen gelangte man in das Zwischengeschoss – eine Art Galerie. Dort nutzte man die Räumlichkeiten als Schlaf- und Vorratskammern für Korn, Holz und Torf. Der Boden bot weiteren Raum für Vorräte. Zu dem Anwesen gehörten über 26.000 m² Land.
Die beladenen Fuhrwerke mussten durch das Eingangstor passen und durch eine Luke im Dachboden konnten mit Hilfe von Forken Stroh und Heu mühselig eingebracht werden. Vielfältige Arbeitsgeräte fanden Platz in der Diele. Beispielsweise die Wurstgaffel, ein über drei Meter langes, sich oben gabelndes Holz mit kleinen Eisengabeln an den Enden. Damit konnten die unter der Decke hängenden Würste, Speckseiten und Schinken, die durch Räucherung konserviert wurden, herabgeholt werden. Bis zum Jahr 1880 gab es kein elektrisches Licht, in den meisten Haushalten nicht einmal Petroleumlampen, das Haus besaß an den wichtigsten Feuerungsstellen noch keinen Schornstein, es verfügte über kein fließendes Wasser und über keinen Abwasseranschluss. Wenn überhaupt, begnügte man sich mit einer „Katzenwäsche“ draußen am Eimer, oder es wurde von Zeit zu Zeit in der Waschküche im Kupferkessel.Mangels Wasser- und Abwasseranschluss gab es natürlich auch keine Spültoilette. Durch die fehlende Abgrenzung zu Deele und Dachboden lag die Temperatur im Winter nicht über 12 °C.