Das auffallendste Bauwerk im unteren Kurpark ist das vom Kur- und Verkehrsverein 1999 nach historischem Vorbild neu errichtete Gradierwerk. Gradierwerke dienten früher zur Salzherstellung. Es ist 15 Meter lang, 4,5 Meter hoch und 1,8 Meter breit. Die erste urkundliche Erwähnung der Salzgewinnung reicht in das Jahr 1033 zurück. Während in diesen frühen Jahren das Wasser aus der Sole-Quelle in Pfannen gesiedet wurde, ging man um 1820 zu Gradierwerken über. Bei diesem Verfahren wird die Sole über Schwarzdornzweige geleitet, wobei der Salzgehalt stetig erhöht („gradiert“) wird. Die Salzgewinnung gehörte zu den wichtigsten wirtschaftlichen Grundlagen Bad Münders, da Salz zur Konservierung von Lebensmitteln bis zur Erfindung von Kühlschränken unerlässlich war. Mit der Stilllegung des Gradierwerkes (1925) endete diese fast 1000-jährige Geschichte der Salzgewinnung in Bad Münder. Heute dient das Gradierwerk „therapeutischen Zwecken“. Hier kann man richtig durchatmen, denn die Sole-Inhalation heilt und schützt die Atemwege.
Der mündersche Salzhof besaß im Jahr 1033 die einzige Saline im Ort. Um 1850 gab es bereits fünf Salinen und das 1820 neu gebaute Gradierwerk, an denen vor allem Bürger aus Münder unterschiedliche Anteile hatten. Die Salinen befanden sich außerhalb der Stadt in der ehemaligen Vorstadt „Salz“. Diese wurde vom Amt Springe verwaltet. Die Vorstadt „Salz“ wurde im Jahre 1827 eingemeindet.. Vor allem durch die Salzgewinnung erlangte die Stadt eine außerordentliche wirtschaftliche wie auch politische Bedeutung. Im Jahre 1820 errichtete man in Münder das erste Gradierwerk. Während Siedesalz mit hohen Energiekosten (zunächst Holzkohle, später Steinkohle) produziert wurde, die allein rd. ein Drittel der Kosten ausmachten, war das mit dem Gradierwerk hergestellte Salz sowohl kostengünstiger als auch qualitativ besser. Dennoch führte die zunehmende Salzgewinnung im Kalibergbau im 20. Jahrhundert dazu, dass die Salzgewinnung in Bad Münder 1925 eingestellt wurde. Die Gewinne aus dem Salzverkauf standen dem Salinenbesitzer zu. 1849 wurden 1.700 t Salz gewonnen. Dafür mussten die Inhaber der Salinen den beträchtlichen Steuerbetrag von über 11.348 Taler an die Kämmerei abführen. Die Salzsteuer erhielt als Quelleneigentümerin die Stadt Münder. Neben den fünf Administratoren arbeiteten auf den Salinen 22 Personen. Zusätzlich fanden hier Salzträger, Holzfuhrleute und Tagelöhner Arbeit. Ungefähr 1/6 des produzierten Salzes verkaufte man in der Umgebung, insbesondere nach Hannover. Belegt ist, dass Salzträger die Ware über Nienstedt nach Barsinghausen beförderten. Die Route nach Hannover ging über den Deister, Wennigsen und Ronnenberg. Als die Chaussee von Hameln nach Hannover (Baubeginn 1764) fertiggestellt war, führte der Weg vom Deister in Richtung Steinkrug und schließlich bis zur Residenzstadt. Die restlichen 5/6 der Produktion exportierte man in die benachbarten deutschen Territorien. Auf der Weser, insbesondere von Hameln aus, verschiffte man das „Weiße Gold“ stromaufwärts und stromabwärts.