Das stattliche, 1781 errichtete Haus gehörte zu den ersten nach dem verheerenden Stadtbrand im Jahr zuvor neu erbauten Anwesen. Eigentümer war die Postverwalter-Familie Lindemann. Sie fertigte von 1767 bis 1884 die Sendungen ab, versorgte die zwischen Hannover und Hameln verkehrenden Reitposten sowie Postkutschen mit Pferden und unterhielt eine Herberge. Nach Erwerb des Gebäudes durch die Stadt 1905 zogen Stadtverwaltung sowie Sparkasse ein, die ihren Sitz zuvor im „Ratskeller“ hatten. 1976 wurde die Stadtverwaltung auf den Burghof verlegt. Im „Alten Rathaus“ sind heute unter anderem Standesamt und Tourist-Information untergebracht.
Aus den 1960er Jahren dürfte die Ansicht des damaligen, vermutlich aus Anlass des Schützenfests mit Girlanden geschmückten Rathauses stammen.
Bereits im frühen 18. Jahrhundert erhielt Springe eine Poststation, an der erstmals 1738 die Postkutsche hielt. Spedition und Pferdewechsel („Relais“) leitete ab 1767 Postmeister Heinrich Lindemann in seinem Wohnhaus an der ehemaligen Langen Straße. Eine Inschrift im Kellergewölbe verrät, dass es 14 Jahre später, kurz nach der verheerenden Feuersbrunst im östlichen Stadtkern, neu errichtet wurde. Auf einer alten Zeichnung besitzt der westliche Gebäudeteil zwei Dachgeschosse mit je zwei Fenstergauben sowie einen Giebel. Vor der in späterer Zeit beseitigten Freitreppe stand das Posthausschild.
Dank Zunahme des Verkehrs nach Befestigung der Durchgangsstraße wuchs die Bedeutung der Poststation, deren angegliederte Herberge ab den 1820er Jahren zudem von der Unterbringung der zur Hofjagd im Kleinen Deister geladenen Gäste profitierte. Um 1860 beschäftigte der Posthalter außer einem Gehilfen fünf Postillione. Manche der 21 Hausbewohner dürften im Gasthausbetrieb oder der zugehörigen Landwirtschaft mitgearbeitet haben. In den Stallungen befanden sich 18 Pferde, 14 Schweine, 13 Rinder sowie eine 220-köpfige Schafherde.
In den 1870er Jahren, als der Bahnanschluss das Ende der Postkutschenzeit einläutete und mit „Meyer´s Hotel“ (später Friese) ein moderneres Gasthaus eröffnete, geriet Familie Lindemann in Zahlungsschwierigkeiten. Der Postverwalter erhängte sich 1883, nachdem Bürgermeister Winter das ihm zur Verwaltung anvertraute Familienvermögen verspekuliert hatte und - steckbrieflich gesucht - nach New York geflüchtet war. Das Postamt wechselte bald in die untere, später in die obere Bahnhofstraße.