Seit 1951 zeigt der von Helmut Benna geschaffene Wegweiser auswärtigen Besuchern die Richtung zu Ausflugzielen und Bahnhof. Von dem im schlesischen Schreiberhau gebürtigen Holzbildhauermeister, der sich in seiner Heimat mit humorigen Schnitzarbeiten bereits einen Namen gemacht hatte, sind in Springe noch weitere Werke zu entdecken. Wie die Inschrift verrät, hat Fabrikant Friedrich Bähre zum 50-jährigen Firmenjubiläum das von dem Nachtwächter gekrönte Denkmal gestiftet. Die mit Hellebarde, Laterne und Horn ausgerüstete Figur erhielt durch eine ulkige Pressekolumne die Phantasiebezeichnung „Ratsnachtwächter Heinerich“.
Auf Ansichtskarten präsentiert sich „Heinerich“ mit dem Wegweiser bei Tag und Nacht.
Die Enthüllung des Wegweisers erfolgte am Tag der Forst-Grenzbeziehung vor großer Zuschauerkulisse in Anwesenheit des Bildhauers, des Finanziers sowie der städtischen Honoratioren. Laut Pressebericht wollte Fabrikant Bähre mit seiner Stiftung symbolisch den Stoff herausstellen, von dem sein holzverarbeitendes Werk und damit die Einwohner zum erheblichen Teil existierten. Der Auftrag an den Flüchtling Benna galt als Symbol der Verbundenheit von Alt- und Neubürgern. Die Feier ging einher mit der Bestallung des „Ratsnachtwächters“. Zu seinen Aufgaben gehörte die Überwachung, dass niemand das Freibad „nass hinter den Ohren“ verlässt, oder dass Nachtbummler nicht über die städtischen Ascheneimer stolpern.
Namensgeber der Figur war der in Springe gebürtige Lehrer Heinrich Hüper aus Hoya, der für die Neue Deister-Zeitung eine regelmäßig erscheinende Kolumne in Springer Platt schrieb. Darin nahm er als „Heinerich“ im Zwiegespräch mit „Maräichen“, dem Kiepenmädchen auf dem Marienbrunnen, humorvoll Zustände und Ereignisse in der Deisterstadt aufs Korn. Anlässlich der Wegweiser-Enthüllung ließ er beide Figuren heiraten, was bei der Feier durch ein rotes, zwischen ihnen gespanntes Band zum Ausdruck gebracht wurde.
Ein konkretes historisches Vorbild fehlt der Juxfigur. Ein Nachtwächter, zeitweise mit einem Kollegen, existierte in Springe bis 1929. Ob er in alter Zeit eine Hellebarde trug, ist unbekannt. Das „Tutehorn“, dessen nächtliches Ertönen zur vollen Stunde wütendes Hundegekläff ausgelöst haben soll, wurde um 1884 abgeschafft – wohl zugunsten einer Trillerpfeife, die weniger den Schlaf der Bürger störte. In die Rolle des „Heinerich“ schlüpfte ab 2005 Gerhard Mestwerdt, dessen humorvolle Altstadtführungen sich zur Attraktion entwickelten.