Wie die Inschrift auf dem erst in jüngerer Zeit freigelegten Balken verrät, wurde das Fachwerkgebäude 1781 errichtet. Ab dem frühen 19. Jahrhundert beherbergte es Springes damals einzige, mit „Materialienhandlung“ verbundene Apotheke. Mit dem Gründungsjahr 1684 ist sie das älteste Ladengeschäft der Stadt, das auf eine über 330-jährige Tradition zurückblicken kann. Sie befand sich zunächst in der heutigen St.-Andreas-Straße, der früheren Kirchstraße, und hatte vor dem Umzug an den Markt ihren Sitz in der Burgstraße. Eine besondere Attraktion ist der hinter dem Haus vor langer Zeit gepflanzte Gingko-Baum.
Die Aufnahme entstand vor dem 1962 mit Wiedereröffnung der Drogerie verbundenen Umbau des Apothekengebäudes.
Die 1684 auf dem Grundstück des später errichteten Pfarrhauses in der heutigen St.-Andreas-Straße 5 eröffnete Apotheke wurde von jeweils drei Generationen der Familie Forke und danach der Familie Capelle geführt. Ab 1891 wechselten die Inhaber in kürzeren Abständen: Auf Justus Sprenger folgten Ernst Lang, Max Heß, dessen Witwe Martina Heß sowie ab1958 Elisabeth und Reinhold Leyhe. 1989 ging die „Alte Deister-Apotheke“ an Irmhild und Wolfgang Waldstein über. Eigentümer seit 2009 ist Wilko Struckmann.
Das als Betriebsgenehmigung geltende, 1799 von König Georg III. verfügte Privileg verlieh August Capelle auf Lebenszeit das Recht, die einzige Apotheke in Springe zu betreiben. Das Monopol endete erst knapp 160 Jahre später mit der Konzessionserteilung für die Niedertor-Apotheke. 1809 verlegte Capelle sein bis dahin in der Burgstraße ansässiges Geschäft an den jetzigen Standort am Markt. Die angegliederte, durch das Privileg genehmigte Materialienhandlung wurde später zur „Chemikalien- und Droguenhandlung“, die das Ehepaar Leyhe in jüngerer Zeit als Drogerie wieder eröffnet hat.
Vermutlich hat Gustav Capelle, Inhaber ab 1872, den bis heute auf dem Hof wachsenden Gingko-Baum gepflanzt. Der Apotheker engagierte sich nicht nur für das Gemeinwohl in Springe, sondern galt auch als renommierter Botaniker. Sein Garten beherbergte eine Sammlung seltener, insbesondere aus den Alpen stammender Pflanzen. Ableger und Samen spendete er dem Botanischen Garten in Berlin.