Das auf massivem, verputztem Sockel ruhende, bis 1907 als Rathaus genutzte Fachwerkgebäude wurde 1657/58 neu errichtet. Das vorherige, 1611 erstmals erwähnte Bauwerk hatte bereits eine von Pächtern betriebene Gaststätte beherbergt, die ursprünglich wohl im Kellergeschoss untergebracht war. Das ausgeschenkte Bier stammte aus dem rückwärtig an der Kirchstraße befindlichen städtischen Brauhaus. Erst sein 1818 entstandener Neubau mit dem massiven Erdgeschoss lehnt sich unmittelbar an das Rathaus an. In dessen ersten Stockwerk wurde nach Aufgabe der Brautätigkeit um 1880 hinter den Magistratsräumen zusätzlich ein Veranstaltungssaal eingerichtet. Seit dem Umzug der Verwaltung in das jetzige „Alte Rathaus“ ist der Ratskeller in Privatbesitz. Die seit Jahrhunderten bestehende Gastronomie existiert bis heute. Die Bedeutung der tierischen und menschlichen Masken, die auf der Steinplatte neben der Eingangstür das Stadtwappen umgeben, ist nicht überliefert.
In den 1920er Jahren besitzt der Ratskeller-Giebel oben eine Verkleidung aus Schieferplatten. Das Erdgeschoss ist rechts durch einen Anbau erweitert.
Die enge Verbindung von Rathaus, Ratskeller und Brauhaus bestand seit alters her. Die Stadt besaß das Privileg zum Alkoholverkauf. Das von den über das Braurecht verfügenden Bürgern im städtischen Brauhaus erzeugte und im kühlen Keller gelagerte Bier, mit dem sich auch der Magistrat beköstigen ließ, wurde zu festgelegtem Preis in der Gaststätte ausgeschenkt. Zu dieser gehörten um 1750 die mit eisernem Ofen ausgestattete Gaststube, Diele, Speisekammer, Küche sowie Holzlagerraum, Schweinestall und Klo. Im Obergeschoss befand sich neben der Ratsstube ein „Schandpfahl“. Der Dachboden beherbergte Kornlager und Gefängnisraum.
Die regelmäßige Versteigerung an den höchst Bietenden führte zum häufigen Wechsel der Ratskellerpächter, die ab 1700 unter der Konkurrenz des Nebenkruges („Deutsches Haus“) sowie später der komfortableren Posthalter-Herberge litten. Das dünne und schnell verderbliche Süßbier aus dem Brauhaus war infolge zunehmenden Branntweinkonsums bald weniger gefragt. Als dann die aufkommenden Großbrauereien preiswerten Gerstensaft anboten, wurde das städtische Brauwesen eingestellt. Mit dem daraufhin eingerichteten, auch von Sportlern zum Training genutzten Saal gewann der Ratskeller, dessen Wirte zudem einen Biergarten am Tivoli betrieben, an Attraktivität. Das Freiwerden der Amtsräume ermöglichte die Erweiterung zum Hotelbetrieb. Die Gaststätte war ein beliebtes Vereinslokal.
Im in der Nachkriegszeit zum Lichtspieltheater umgewandelten Saal finden heute kulturelle Veranstaltungen statt. Das Untergeschoss des Brauhaus-Anbaus wurde vorübergehend als Volksbank-Filiale, dann als Rechtsanwaltspraxis genutzt.